Norderneyer Brauhaus

Das Norderneyer Brauhaus

In gute Hände

Ein klassisches Norderneyer Pensionshaus stand vor einigen Jahren im Norderneyer Damenpfad zum Verkauf. Die Eigentümer wollten das Haus gern an Norderneyer verkaufen. Nicht an Festländer, die das Haus aus dem Ende des 19. Jahrhunderts möglicherweise abreißen und durch Ferienwohnungen ersetzen würden. Die Familie Schütt gab das Haus in gute Hände ab: Der Elektroingenieur Tobi Pape kaufte das rund 100 Jahre alte Gebäude und zog mit seiner Familie dort ein.



Ideen reifen

Das Haus und die Insel inspirierten den Wahlnorderneyer und ließen alte Ideen reifen. Schon lange Zeit wollte Tobi Pape, der zu der Zeit bei den Norderneyer Stadtwerken arbeitete, Bier brauen – und dies vor allem mit dem gesunden Norderneyer Wasser. Als Musiker wollte er sich und anderen Musikern Raum zum Auftreten schaffen. Und er wollte einen gemütlichen Ort für Norderneyer und Inselgäste bieten, an dem sie leckeres Bier in netter Gesellschaft und bei guter Musik trinken können. Bier, Gäste und Musik: Dies alles lässt sich in einer Brauerei mit Gastraum bestens verwirklichen.


Mut und ein Kraftakt

Doch die Idee ist das eine, die Umsetzung ist etwas ganz anderes – dazu gehören Mut und vor allem ein riesiger Kraftakt. Pape ließ sich nicht abschrecken. Inzwischen selbstständig tätig, reiste der Norderneyer durch Deutschland von einer Brauerei zur anderen und informierte sich direkt vor Ort bei den Fachleuten über die Kunst des Brauens. Er las Bücher übers Brauen, lernte vom Zusehen und Selbermachen, aus Gesprächen und durchs Ausprobieren.


Hilfe von Norderneyern

2012 begann er schließlich mit dem Umbau des Wohngebäudes nach seinen ganz eigenen Vorstellungen und mit viel Hilfe von Norderneyern, die alle von seinem Plan begeistert waren. Der Keller wurde für die Lagertanks eingerichtet. Stahlträger wurden eingezogen. Das Erdgeschoss, in dem die Familie vorher gewohnt hatte, wurde komplett entkernt und renoviert. Die schönen roten Backsteinwände kamen unter Tapetenschichten und Putz hervor.


Veranda wird zum Sudhaus

In der ehemaligen inseltypischen überdachten Veranda entstand das Sudhaus. Im April 2012wurde die computergesteuerte Brauanlage geliefert. Die Anlieferung und der Einbau der beiden kupfernen Kessel und der edelstählernen Lagertanks im Keller waren spektakulär. In Millimeterarbeit wurden die Einzelteile, teils über das Dach eingebracht. Viele anpackende Helfer verfrachteten die Tanks in den Keller.


Aus Balken werden Tische

Der Schankraum und die Räumlichkeiten der Gaststätte verwandelten sich mit viel Liebe und Einfallsreichtum in eine gemütliche Gaststätte. Aus den alten Balken des Hauses entstanden die ersten Tische und Bänke.  


Die Logos und Grafiken stammen von Ralf Rohde, einem Hannoveraner Grafiker, einem Jugendfreund aus Südniedersachsen. Er sorgt für den rundum stimmigen Gesamtauftritt.

Süffiges Pils und bernsteinfarbenes Weizen

Und dann kam das Bier. Ein leckeres süffiges Pils (5,1 % Alkohol, 11,5 % Stammwürze) und ein bernsteinfarbenes Weizen (4,8 % Alkohol und 12,5 % Stammwürze), gebraut in den beiden Kupferkesseln, die je 500 Liter fassten, und gereift in den acht Lagertanks. Dazu wurden und werden saisonale Besonderheiten gebraut.


Großer Zuspruch

Die Eröffnung des Norderneyer Brauhauses im Damenpfad wurde im Juni 2012 mit einem rauschenden Fest begangen. Der Zuspruch bei den Inselbesuchern, aber vor allem auch bei den Norderneyern war von Anfang an groß - und das liegt nicht nur am köstlichen Bier. Dazu tragen auch die vielen Veranstaltungen, Konzerte und „Gala-Abende“ teil – und natürlich die professionellen, freundlichen und individuellen Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass sich die Gäste wohl fühlen. Selbst im damals noch winterlich-ruhigen Norderney war das Brauhaus oft gut besucht und das Publikum war von Anfang an bunt gemischt, von Jung bis Älter. So ist es noch heute.

Ökologisch ausgerichtet

„Wo man sich Bier trinkt“ war der nicht ganz ernst gemeinte Slogan der ersten Jahre, der ein wenig den Sprachgebrauch einiger Gäste auf die Schippe nahm. Heute steht der Spruch „Lokal trinken – global handeln“ für die bewusst ökologisch orientierte Ausrichtung des Unternehmens. Wo möglich werden Bioprodukte verwendet und Ressourcen geschont. So bestand der professionelle Fuhrpark für die Bierlieferung im Jahr 2013 aus einem verzinkten Fahrradanhänger von einer ostfriesischen Schlosserei und einem Lastenfahrrad. Heute gehören zum Fuhrpark ausschließlich elektro-betriebene Fahrzeuge. Und im Norderneyer Brauhaus finden immer wieder Veranstaltungen und Talkrunden zu den Themen Elektromobilität und zu Verkehrswende und Energiewende auf Norderney statt.

Weststrand-Bar

Das Brauhaus ist ein guter Ort zum Biertrinken, doch im Sommer zieht es die Menschen naturgemäß an den Strand. Was lag also näher, als beides zu verbinden und eine saisonale Brauhaus-Filiale mit Blick aufs Wasser zu eröffnen? Die Weststrandbar entstand in einem geschützten Unterstand. Windgeschützt an robusten Holztischen kann man dort in der Saison das Bier mit Weitblick genießen und hin und wieder Konzerte erleben. 

Zum ersten Jahrestag des Norderneyer Bieres wurde am 29. Juni 2013 die Eröffnung der Freiluft-Filiale gefeiert - damals noch unter dem Namen NB-Weststrand-Bar und mit kleiner Theke. Zur Eröffnung, von Tobi Pape als historisches Ereignis angekündigt, gab es Livemusik und Leckeres vom Grill. Und schon bald genossen viele Gäste Sonnenuntergänge und Bier an der Weststrand-Bar. Die Weststrand-Bar ist über die Jahre zu einem absoluten Magneten für Freunde des Bieres und der unkomplizierten Gastronomie geworden. Im Juni 2017 verwandelte sich die Bar am Weststrand sogar einmal in die Nordstrand-Bar – aber nur ganz kurz und zum Zwecke des Filmdrehs für einen TV-Krimi.

Ein eingespieltes Team

Das Brauhaus-Team besteht aus einem festen Kern von Mitarbeitern, der dem Unternehmen seit Jahren die Treue hält und die Gäste und ihre geheimen Wünsche kennt. Dazu kommen in der Saison viele Frauen und Männer, die Spaß an der Insel und am Service haben. Dass sie sich auch untereinander gut verstehen, zeigt sich in gemeinsamen Aktivitäten wie zum Beispiel beim Anbaden zum Jahresbeginn in eisiger Nordsee oder bei der Teilnahme am Norderneyer Citylauf.

Ausbildung auf der Insel

Von Anfang an bekamen bierbegeisterte junge Menschen die Chance, in dem kleinen überschaubaren Betrieb das Brauen von der Pike auf zu lernen. Inzwischen haben bereits drei Auszubildende erfolgreich ihre Lehre abgeschlossen. Zwei Azubis lernen derzeit im Unternehmen. 

Der erste Azubi Tino wurde Jahrgangsbester Niedersachsens und ist inzwischen Braumeister. Nach mehreren Stationen ist er wieder auf die Insel zurückgekehrt und arbeitet wieder im Norderneyer Brauhaus. Tinos bestandene Lehre wurde im März 2015 mit 400 Litern selbstgebrautem IPA mit dem klangvollen Namen Tinos India Pale Ale (TIPA) gefeiert.

Sparen und Feiern

Der Sparklub des Norderneyer Brauhauses wurde 2013 gegründet. Der grüne Metallschrank mit den einzelnen Sparfächern hing früher in der Norderneyer Kultkneipe Windjammer, die leider geschlossen wurde. Im Norderneyer Brauhaus haben die Sparfächer einen würdigen Platz gefunden. Alle zwei Wochen findet unter sorgfältiger Aufsicht die Leerung statt - viele Sparer finden sich an dem Zähl-Donnerstag zum Stammtisch ein. Das Geld wird im Januar bei einer Fest der Sparer im Brauhaus ausgezahlt. Und im Sommer feiern alle Sparklubber ein gemeinsames Grillfest an der Weststrandbar. Alle 60 Sparfächer sind belegt und es gibt sogar eine Warteliste. Damit ist der Brauhaus-Sparklub der größte auf der Insel.

Investition in die Zukunft

Je mehr getrunken wird, umso mehr muss auch produziert werden. Schon bald wurde die Brauanlage im Stammhaus im Damenpfad zu klein, um den Bedarf an Norderneyer Pils und Weizen zu decken. Denn auch viele Gastronomen der Insel hatten das Bier für sich entdeckt und boten es in ihren Gaststätten an. Das Brauhaus platzte aus allen Nähten und ein Ausbau war nicht mehr möglich.

Wieder bewies Tobi Pape mit seiner Frau Doris Teriete unternehmerischen Mut und startete neu und in großem Maßstab. Im Gewerbegelände wurde eine Halle mit angrenzendem Wohnhaus frei. Die Halle einer ehemaligen Tischlerei war zwar für die Zwecke nicht mehr zu gebrauchen, doch der Abriss ermöglichte den Neubau einer Brauhalle. Im Februar 2016 wurde Richtfest gefeiert, die Tanks kamen im März auf die Insel und die Halle wurde im Juni 2016 feierlich eröffnet. Die alte Brauanlage fand ein neues Zuhause in Stockholm. Und in der neuen Halle entstand eine zweckmäßige und hochmoderne Brauanlage mit Gärtanks und Lagertanks für insgesamt 40000 Liter Bier.

Tobi Pape möchte sein Unternehmen maßvoll weiterentwickeln. Dabei bleibt er auf der Insel - es soll keinen Export des Bieres aufs Festland geben. Wer Norderneyer Bier trinken möchte, muss eben nach Norderney kommen.